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Die große Chance

Germana


Die große Chance

14. Dezember 1941

Es gibt Phasen in einer großen historischen Entwicklung, die dem geschichtlich denkenden Menschen manchmal gänzlich un­verständlich erscheinen. Das ewige Auf und Ab der Völkerschicksale hat zwar, auf ganz weite Sicht gesehen, seinen tiefen inneren Sinn, aber er offenbart sich nur dem, der die Gabe besitzt, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden, das Gestern mit dem Heute und mit dem Morgen in eine organische Verbindung zu bringen und eine Epoche in ihrem Gesamtverlauf intuitiv zu erfassen. Wer beispielsweise den Weltkrieg mit seinem für Deutsch­land so außerordentlich tragischen Ausgang ohne sein Vor- und ohne sein Nachspiel ganz für sich allein betrachten wollte, müßte am Sinn und an der inneren Logik 353m128d der Geschichte vollkommen verzweifeln. Damals siegte der Schwächere über den Stärkeren, und Europa wurde damit um ein Vierteljahrhundert zurückge­worfen. Bringt man jedoch den Weltkrieg in eine natürliche Be­ziehung zu seiner Vor- und Nachzeit, sieht man die Entwicklung von 1900 etwa bis heute als eine einheitliche an, dann wird der Unsinn zum Sinn, und man entdeckt m allem Auf und Nieder dieser Zeit das geheimnisvolle Wirken eines manchmal vielleicht unerklärlichen, dadurch aber um so gewaltigeren Schicksals.



Viel stärker noch tritt das bei der Betrachtung uns ferner lie­gender historischer Epochen in Erscheinung. Sie alle haben ein inneres Gesetz, das nicht nach unseren normalen bürgerlichen Begriffen funktioniert, aber einer höheren geschichtlichen Ethik gehorcht. Das Schicksal ist immer gerecht. Es macht manchmal

Umwege, um zum Ziele vorzustoßen, aber es geht nie am Ziele vorbei. Es schenkt seine Gunst den Völkern, die sie verdienen, und versagt sie denen, die ihrer unwürdig geworden sind. Die Chance ist sowohl im Leben des Einzelmenschen wie auch im Leben der Völker ein Fingerzeig Gottes. Es gibt deshalb auch keine größere geschichtliche Sünde, als sich ihr zu versagen. Diese Sünde kann nicht verziehen werden. Wer die Chance nicht begreift und ergreift, der geht ihrer verlustig, und sie kehrt niemals wieder.

Wie einem Einzelmenschen, so wird auch einem Volke nichts geschenkt. Alles Glück und aller Erfolg, jeder Triumph und jeder Sieg wird nur angeboten; und zwar handelt es sich immer um ein Angebot auf Zeit. Die ganz großen historischen Gelegenheiten sind nur selten gegeben. Sind sie aber da, das heißt entstehen aus Schicksalsfügung, gesteigert durch kühne menschliche Einwirkung jene gesegneten Stunden, in denen die Göttin der Geschichte selbst herniedersteigt, um sich den Völkern darzubieten, dann ist für die nationale Führung damit auch die zwingende Notwendigkeit zum Handeln gekommen. Dann heißt es das Eisen schmieden, solange es glüht. Wenn die Funken nicht mehr sprühen, dann hat es auch seine Formungskraft verloren.

Es ist vielleicht die größte Tragik unserer Geschichte, daß das deutsche Volk die entscheidenden historischen Chancen, die ihm jeweilig geboten wurden, nicht erkannte oder doch nicht ausnutzte. Wir waren zu bescheiden und zu zögernd, hatten oft ein zu starkes Mißtrauen in die eigenen Kräfte, überlegten zu lange, und wenn wir zum Entschluß kamen, dann war die Gelegenheit meistens auch schon vorbei. Wir fangen erst an, ein politisches Volk zu werden. Früher haben die Deutschen nur politisiert. Unsere Feinde waren deshalb, wenigstens was unsere Vergangenheit anbetrifft, nicht so ganz im Unrecht, wenn sie uns mit einer leichten Ironie das Volk der Dichter und Denker nannten. Und dabei hat kein Volk auf Grund seiner natürlichen Anlagen ein größeres Anrecht, ein Welt-

reich zu besitzen, als wir. Die Deutschen sind überall bekannt dafür, daß sie fleißig und erfindungsreich, genügsam und hart, klug und arbeitsam, planvoll und umsichtig sind. Welches andere Volk ist uns überlegen an Tapferkeit, an Opfersinn und Hingabe­bereitschaft, welches an Weite der Projektierung und Großzügigkeit der Organisation? Und trotzdem fehlte uns oft das, worauf es in den entscheidenden Stunden ankommt: der politische Instinkt. Wir standen ein paar Mal schon vor dem großen Ziel; aber wenn es greifbar nahe vor uns lag, dann kehrten wir um.

Und trotzdem hat es heute den Anschein, als habe das Schicksal ein Einsehen mit uns und wolle mit einem Male uns alles das be­zahlen, was wir in unserer geschichtlichen Vergangenheit an Opfer­mut und Idealismus aufgebracht haben. Die große Chance ist da. Sie ist einmalig. Eine gleich günstige Situation wie die heutige wird die deutsche Nation niemals wieder finden. Sie ist nach dem schwe­ren Zusammenbruch von 1918 durch das Fegefeuer der Erfüllungs­politik und damit auch durch eine hohe Schule schrecklicher politischer Erfahrungen gegangen. Danach erlebte sie die große Läuterung einer nationalen Revolution, die uns zu einer Gemein­schaft zusammenschweißte und uns damit überhaupt erst zum Bewußtsein brachte, wie stark wir sind. Umlauert vom Argwohn unserer Feinde, ständig bedroht in unserer nationalen Existenz, durchschritten wir die atembeklemmende Risikozone unserer zuerst von Monat zu Monat, dann von Woche zu Woche und zu­letzt von Tag zu Tag ein rapideres Tempo annehmenden Auf­rüstung. Es wurden in des Wortes wahrster Bedeutung Armeen aus der Erde gestampft. Die Ostmark kam zum Reich zurück. Das Sudetenland schloß sich an. Der Keil, den unsere Feinde uns in dem Saisonstaat Tschechoslowakei ins Fleisch hineingetrieben hatten, wurde beseitigt. Man zwang uns erst zur großen Probe, als wir alles Menschenmögliche getan hatten, um ihr gewachsen zu sein.

In atemberaubenden Feldzügen wurde Polen zerschmettert und damit unsere Ostflanke freigemacht. Der tollkühne Sprung nach Norwegen gelang und nahm England die Möglichkeit, uns, wie in London geplant, an der gefährdetsten Stelle anzugreifen. Der Stoß nach dem Westen warf Frankreich in sechs Wochen zu Boden, beraubte London damit seines traditionellen Festlandsdegens und verjagte die letzten britischen Divisionen vom Kontinent. Das Pulverfaß im Südosten, vor dem die britischen Plutokraten dauernd mit der brennenden Lunte herumspazierten, verlor seine Explosiv­kraft. Die offensive Bedrohung des Reiches durch den Bolsche­wismus wurde in gigantischen Schlachten niedergebrochen. Wir stehen heute in der harten, aber auch den letzten Erfolg mit Sicher­heit versprechenden Entscheidungsphase dieses erdbebenartigen Kampfes. Haben wir den erst siegreich hinter uns gebracht - und was könnte überhaupt dafür angeführt werden, daß uns das nicht gelänge ? -, dann marschieren wir mit unseren Verbündeten an der Spitze eines Erdteils, der ausschließlich unserer Krieg­führung dient. Wo soll England uns dann noch angreifen, und welche Mittel besitzt es, unseren Angriff abzuwehren?

Es liegt nur daran, daß wir diese grandiose Entwicklung Tag für Tag in ihren einzelnen Phasen miterleben, wenn wir manchmal den Blick für ihre Dimensionen verlieren. Sie wird zweifellos später einmal in unserer Geschichte als die großartigste Chance bewertet werden, die dem deutschen Volke jemals geboten wurde. Wir sind also in der konsequenten Ausnützung dieser Chance nicht nur uns selbst verantwortlich; wir tragen auf unseren Schultern das Erbe ungezählter Kämpfe und Blutopfer uns vorangegangener deutscher Generationen, die nicht zum Zuge kamen, jedoch einen Anspruch darauf haben, daß wir ihrem heroischen und tapferen Einsatz zu einem wenn auch späten geschichtlichen Lohn ver­helfen. Wir sind aber auch gebunden an die Verpflichtung kom­menden Generationen gegenüber, die von uns verlangen können,

daß wir eine einmalige Chance, die ihnen nach Lage der Dinge nicht wieder geboten werden kann, auch wahrnehmen. So hart das für uns klingen mag, es ist so: wie wir heute nur noch die Ergebnisse der deutschen Kriege aus der Vergangenheit sehen und die dabei von den betroffenen Generationen gebrachten Blutopfer kaum noch in Rechnung stellen» so werden auch nach uns kommende Generationen nicht mehr fragen, was wir im gegenwärtigen Krieg an Lasten auf uns genommen, sondern nur, was wir damit erreicht haben.

Und das ist auch recht so. Die Geschichte schlägt nicht nur Wunden, sie heilt auch Wunden. Jede Generation hat nur das Schicksal ihrer Zeit zu tragen. Aber es ist immer das Ergebnis des Bestehens oder des Versagens der ihr vorangegangenen Genera­tionen. Wir brauchen uns nur vorzustellen, was unser Volk in seiner Geschichte an Leid und Kummer erdulden mußte, oft ohne zum Ziel zu kommen, um die dagegen viel geringfügigeren Lasten dieses Krieges mit Haltung und Stolz auf uns zu nehmen. Gewiß trifft es den Einzelnen manchmal schwer, und es ist für eine Mutter, die ihren Sohn, oder für eine Frau, die ihren Mann verloren hat, nur ein bedingter Trost, daß die Blutopfer dieses Krieges noch nicht 10 Prozent der Blutopfer des Weltkrieges ausmachen, wir uns damals aber in festgefrorenen Fronten verzehrten und am Ende alles verloren, während wir heute ein großes Ziel nach dem anderen erreichen und mit Sicherheit feststeht, daß der Einsatz in einem Sieg ohnegleichen auch seine Rechtfertigung findet.

Es muß eigentlich jeden Deutschen in tiefster Seele empören, daß die englischen Plutokraten glauben, uns durch ihre verlogene Propaganda veranlassen zu können, uns selber untreu zu werden und die große Gelegenheit, die das Schicksal uns mit gnädiger Hand bietet, auszuschlagen. Sie würden wahrscheinlich auch nie auf den Gedanken kommen, wenn ihnen das nicht schon einmal gelungen wäre. Sie halten uns also für so dumm, daß wir ein

zweites Mal auf denselben Trick hereinfallen könnten. Aber wenn es auch in London dieselben Männer sind, die diesen Trick an­zuwenden versuchen, so sind es doch in Berlin nicht dieselben Männer, die sie damit hereinlegen wollen. Wir haben mit diesem Trick von Anfang des Krieges an gerechnet; ja, als wir ihn vor­aussagten, hatte er auch schon seine Wirkungskraft verloren. Wir sind zwar immer noch ein Volk von Dichtem und Denkern, aber wir haben auch gelernt, daß man in der Geschichte mit Träumereien und Phantastereien nichts erreicht - unsere eigene Vergangenheit ist ein außerordentlich lehrreiches Beispiel dafür -, daß man nüchtern und klug sein muß, daß es in der Politik und Kriegführung einer steten Wachsamkeit bedarf, daß eine Staatsführung sozusagen ständig am Scherenfernrohr stehen und das Terrain absuchen muß, wo sich eine Gelegenheit bietet; und entdeckt sie eine solche, dann heißt es zugreifen und nicht zögern und abwarten.

Wir müssen heute mehr tun als die anderen, weil wir so viel versäumt und deshalb so viel nachzuholen haben. Es ist unsere nationale Pflicht, in höchster Disziplin den täglichen Aufgaben nachzugehen und nichts aufzuschieben, was für den Sieg not­wendig ist. Unsere deutsche Einheit ist erst jüngeren Datums. Wir tragen noch die Narben der Wunden unserer ehemaligen parteipolitischen Zerrissenheit an uns; wir müssen behutsam und mit Eifersucht darüber wachen, daß sie auch nicht an einer ein­zigen Stelle wieder aufreißen und erneut zu bluten anfangen. Gleichgültig, welche Probleme der oder jener für lösungsreif oder lösungsbedürftig hält, es gibt augenblicklich für uns überhaupt nur ein kardinales Problem, und das heißt: siegen!

Alles, was dem Siege dient, ist kriegswichtig, alles, was dem Sieg schadet oder ihn auch nur aufhält, ist ein Verbrechen an der Sicherheit des Volkes. Eine Handlung oder Haltung, die von London gelobt wird, trägt deshalb schon den Stempel der nationalen

Unzuverlässigkeit an der Stirne. Auch England will siegen. Es begrüßt alles, was unserem Siege schadet, und verdammt alles, was unserem Siege nützt. Jetzt, da die deutsche Nation aus ihrer Narkose erwacht ist, sich reckt in der Vollkraft ihrer Jugend und herrisch und gebieterisch vor die Welt hintritt, um ihre Rechte anzumelden und einzufordern, weiß London, daß es um die Entscheidung geht. Die große Frage ist gestellt. Sie heischt Ant­wort, und zwar von uns allein.

Nehmen wir also unser schweres, aber auch großes Schicksal mit Stolz auf uns. Klammem wir uns an die große Chance an, die die Geschichte selbst uns bietet, und lassen wir sie nicht aus den Händen, bis sie uns segnet.


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