DREHSTROMNETZ
3
Das Drehstromnetz besteht aus einzelnen elektrischen Betriebsmitteln, die in einer bestimmten topologischen Anordnung zu einem Netz zusammengeschaltet sind.
Um das elektrische Verhalten des Netzes, im störungsfreien oder gestörten Betrieb beurteilen zu können, ist es notwendig das Drehstromnetz mit seinen Betriebsmitteln in ein Modell überführen, das der Berechnung zugänglich ist.
Dieses Vergehen wird sowohl bei der Plannungsarbeiten als auch für Betriebsberechnungen angewendet.
3.1 Freileitungen

Freileitungen machen meistens eine elektrische
Verbindung zwischen Erzeugungs- und Verbrauchungsort. Zwischen diesen Orten
kann mehrere Hundert km sein (Bild 3.1).
Bei der Bau einer Freileitung sollen folgende wichtige Problemen gelösst sein:
Festlegung der Leitungsführung (Trasee) mit Mastaufteilung;
Wahl des Leiterquerschnittes, des Leitermaterials, den Isolatoren und Armaturen;
Festlegung des Mastkopfbildes, Wahl der Mastart und Berechnung der Maste;
Gründung der Maste;
Erdung der Maste.
Erst nach sorgfältig durchgeführter Planung und Bauvorbereitung kann mit dem Bau der Freileitung begonnen werden.
Die Leitungsführung (Trasee) wird in erster Linie durch die Geländehindernisse (Wald, Dörfer, Flussläufe usw.) und die Möglichkeiten die Masten zu gestellen bestimmt.
Massgebend für die Bemessung einer Freileitung in elektrischer Hinsicht sind, wegen der meist grossen Übertragungsentfernungen, die zulässige Werte für Spannungsfall und Leistungsverlust.
Von einer elektrischen Leitung sind im wesentlichen vier Forderungen zu erfühlen:
die mechanische Festigkeit muss gewährleistet sein; besondere Festigkeitsrechnungen sind aber nur bei Freileitungen notwendig;
die Temperaturerhöhung muss in ungefährlichen Grenzen bleiben; diese Forderung muss für alle stromduchgeflössenden Bestandteile erfühlt wird;
die Leitungsverluste sollen einen verträgbaren Umfang nicht überschreiten.
die Spannungsqualität soll in die bestimmte Grenze bleiben (die Spannungabweichung, die Oberwellengehalt wegen der Koronaerscheinung , Spannungsunterbrechung).
3.1.1 Maste
Als Stützpünkte für Freileitungen dienen Maste verschiedener Konstruktionsarten. Längs einer Leitungsstrasse unterscheidet man:
Tragmaste, die in der Flucht der Leitung stehen und normalerweise nur als Tragpunkte dienen;
Abspannmaste an denen die Leiter abgespannt sind;
Spezialmaste (Winkel-, End oder Abzweigpunkte).
Als Beispiel, Bild 3.2 zeigt einen 110 kV- Tragmast mit zwei Stromkreisen und einem Erdseil und einen 400 kV- Tragmast auch mit zwei Stromkreisen und einem Erdseil.
Für Ausbildung des Mastkopfbildes (Bild 3.3) sollen Mindestabstände der unter Einwirkung des Windes ausgeschwungenen Leiterseile, Bemessungsspannung der Leitung, auftretende Überspanungen sowie die örtliche Geländeverhältnisse massgebend.
Maste für Freileitungen mit Bemessungsspannungen von 110 kV und mehr werden in der Regel als Gitterkonstruktionen aus Winkelstählen oder aus Stahlrohren ausgeführt. Für Freileitungen mit der Bemessungsspannung kleiner als 110 kV benutzt man meistens Stahlbetonmaste oder Holzmaste.
3.1.2 Stromleiter
In zunehmenedem Masse hat sich das Aluminium-Stahl-Seil für Stromleiter und Stahl-Seil für Erdleiter durchgesetzt.
Bild 3.2
Mastbild einer Doppelleitung mit einem Erdseil: a) 110 kV-
Leitung (Phasenleiterbelegung Al/St 240/40 mm2; Erseilbelegung St 70 mm2 ); b)
400 kV-Leitung (Phasenleiterbelegung Al/St 3 300/75
mm2 oder Al/St 4 240/40 mm2;
Erdseilbelegung St 95 mm2 ). f = 9,2 m 6 m Erdseil ~ 300 m 5,9 m 8,9 m 3,5 m 4,2 m 1,8 m 4,2 m 15,2 m 28,9 m a) 9,75 m 8 m 4,8 m 8 m 21,2 m 52 m 14 m 22 m 8 m f = 13,2 m ~ 500 m b)

Gründung Mastschaft Gabel Isolatorkette Stromleiter Erdseilspitze Erdseil Querträger Bild 3.3 Tragmast mit einem
Stromkreis und zwei Erdseilen.

Bild 3.4 Der Aufbau des Al-St
300/69 mm2 Seiles. Al St
Al-St Seile bestehen aus verseiltem Aluminiummantel
mit Stahlkern zur Erhöhung der Zugfestigkeit. Die Seile werden durch Material
und Querschnitt in mm2 gekennzeichnet. Bild 3.4 zeigt den Aufbau
eines Aluminium-Stahl-Seiles 300/69 mm2 .
Bei 20- und 110 kV-Leitungen benutzt man Einfachseile. Bei höhere Bemessungsspannungen kann die Randfeldstärke an der Leiteroberfläche von Freileitungen grosser als einen kritischen Wert sein und kann Koronaerscheinung eintreten.
Die Koronaerscheinung ist elektrischer Teildurchbruch der Luft, wenn die elektrische Feldstärke einen kritischer Wert an der Oberfläche übersteigt. Für Freileitungen gelten allgemein 16 19 kV/cm.
p/n 2 rL 2 rB Bild 3.5
Anordnung der Bündelleiter. a
Für
die Leitungen mit Bemessungsspannung grosser als 110 kV benutzt man üblich Bündelleiter.
Bild 3.5 zeigt die Anordnung der Bündelleiter. Aufteilung des Gesamtquerschittes
in mehrere Teilleiter ergibt die Möglichkeit die elektrische Randfeldstärke zu
begrenzen.
Die Oberflächen-Randfeldstärke E kann nach folgender Formel berechnet werden

In der Gleichung (3.1) bedeuten: U Betriebsspannung (verkettete Spannung), n Anzahl der Leiter je Bündel, h Leiterhöhe über Boden, rL Leiterradius, re Bündelleiterersatzradius.
Das Bündelleiterersatzradius kann nach folgende Gleichung berechnet werden
![]()
mit
![]()
În der Gleichung (3.3) bedeutet rB Radius des Bündelumkreises und a Teilleiterabstand (Bild 3.5).
Für 400 kV-Leitungen benutzt man Zweierbündel (2 450/75 mm2), Dreierbündel (3 300/69 mm2) oder Viererbündel (4 240/40 mm2) (Bild 3.6).
Als Beispiel, für eine 400 kV-Leitung mit Viererbündel (4 240/40 mm2) ergibt sich E = 10,67 V/cm (a = 0,4 m ; rL = 0,01095 m ; rB = 0,2828 m; re = 0,1774 m ; h = 12,4 m)
Zwischen Masten sind die Seile nicht horizontal. Sie haben eine Form (Kettenlinie) die sie durch sein Durchhang fs definiert lässt (Bild 3.7). Der Durchhang von Seilen wird von den Abspannketten, den Seilgewicht, der zu berücksichttigen Eislast, der Zusatzlast durch Abgänge oder Gegenkontakte für Einsäulentrenner, von der Seilzugkraft, von eingebauten Federn bzw der Federsteifigkeit der Stützpunkte und der Seiltemperatur bestimmt.
Bild 3.6
400 kV-Mast einer Leitung mit einem Stromkreis, Viererbündel und zwei Erdseilen. Viererbündel Erdseil
Für
die Berechnung von Leitungsgrossen benutzt man normalerweise den mittleren
Abstand hmitt
![]()
mit fs Durchhang des Seiles; hmin minimaler Abstand gegen Erde; hA die Höhe der Aufhängepunkten des Seiles.
Elektrische Feldstärke kann gefährlich für Menschen sein. Deshalb soll man die Feldstärke unter der Leitung rechnen. Sie soll nicht mehr als 10 kV/m sein. Man rechnet die Feldstärke am Boden und an der Höhe von 1,8 m über die Erde (standardiesierte Höhe eines Mensches). Die Feldstärke EP im Punkt P (Bild 3.8 a)) kann aus folgende Gleichung ermitteln

hmin hmitt hA fs Hängeklemme Isolatorkette Bild 3.7 Durchhang eines Seiles.

Wenn
der Mensch direkt unter der Leitung steht (Bild 3.8 b)), ergibt sich

Die elektrische Ladung q kann aus Maxwellsche Gleichung rechnen
![]()
worin U die Spannung zwischen unterspannungstehendem Leiter und Erde ist, a Potentialfaktor
![]()
Elektrische Feldstärke ist am grösste in der Mitte des Spannfeldes. Deshalb nimmt man in der Gleichungen (3.6) und (3.8) h = hmin .
E1 P E2 EP
= E1 + E2 D1 D2 q q h h a) b) Bild 3.8
Die Berechnung der Feldstärke. P h + hP q q h h h
hP hP

Als Beispiel, für eine 400 kV-Leitung, in der Mitte
des Spannfeldes ergibt sich EP
= 13,51 kV/m (hP = 1,8 m; hmin = 8 m; re = 0,1774 m; e 1/(4 p 109) F/m; U = ![]()
3.1.3 Erdseile
Bild 3.9
Schutzzone eines Erdseiles. a iBlitz Blitzstrom
Schädliche
Auswirkungen von Blitzeinschlägen sollen aus technischen und wirtschaftlichen
Gründen vollständlich verhindert werden. Freileitungen werden durch Blitzschutzseile (Erdseile) vor direkten Blitzeinschlägen
geschützt. Meist kommen St-mehrdrähtige Seile zur Anwendung.
Blitzeinschläge finden in das Erdseil oder in den Mast statt und die unterspannungsstehende Teile der Leitung werden geschützt gegen direkten Blitzeinschläge. Erdseile bestimmen eine Abschirmung der Stromleiter gegen direkten Blitzeinschläge. Die Seile, die in der Schutzzone befindet sich, sind nicht von den Blitzen eingeschlagen. Man kann einen Schutzwinkel kennzeichnen, der kleiner als 30 sein soll (Bild 3.9).
Blitzströme sollen durch niederohmige Erdwiderstände nach Erde geleitet werden.
3.1.4 Isolatoren
Unterspannungstehenden Leiter müssen gegen geerdeten Mast isoliert werden. Hierzu dienen Isolatoren aus Porzelan, Spezialglas oder Fiberglas. Bild 3.10 a) zeigt einen Kappenisolator aus Spezialglas. Für Isolierung von Phasenleiter von Hochspannungsleitungen verbundet man mehrere Kappenisolatoren in einer Kette. Bei 110 kV-Leitungen benutzt man 7 9 Kappenisolatoren und für die Isolierung einer 400 kV-Leitung benutzt man 22 25 Kappenisolatoren.
b) c) Bild 3.10
Hochspannungsisolatoren: a) Kappenisolator;
b) Langstabisolator; c)
Fiberglasisolator. a) Kappe Glas oder Porzelan Stange Zement Porzelan Kappe Zement Kappe Kappe Fiberglas Klebstoff Siliconkautschuk

In Deutschland und in
Kappenisolatoren und Langstabisolatoren sind während des Betriebs gleichzeitig mechanisch und elektrisch beansprucht werden.
Heute benutzt man immer mehr Fiberglasisolatoren (Bild 3.10 c). Das Fiberglas soll die mechanische Beanspruchungen standhalten und der Siliconkautschukmantel wird für elektrische Beanspruchungen dimensioniert.
3.2 Ersatzschaltung einer elektrischen Leitung
Die wichtigste Grösse einer elektrischen Leitung, die parallel gegen Erde ist und eine Länge dx hat, sind im Bild 3.11 dargestellt. Dabei sind:
R0 Wirkwiderstandsbelag [W/km];
L0 Induktivitätsbelag [H/km];
C0 Kapazitätsbelag [F/km];
G0 Konduktanzbelag [1/(W km)].
R0 dx L0 dx C0 dx G0 dx u i Bild 3.11
Element der Leitung mit der Länge dx.

Mit dem ersten Kirchhoffschen Gesetz bekommt man
vom Bild 3.11 folgende Gleichungen
![]()
Mit dem zweiten Kirchhoffschen Gesetz bekommt man vom Bild 3.11 folgende Gleichungen
![]()
Aus der Gleichungen (3.9) und (3.10) ergibt sich

In der komplexen Ebene kann man die Gleichungen (3.11) auf folgende Form schreiben

dabei sind Z0 = R0 + jw L Impedanzbelag der Leitung; Y0 = G0 + jw C Admitanzbelag der Leitung.
Für eine Drehstromleitung (Bild 3.12) kann die Gleichungen (3.12) in der Matrizenschreibweise darstellen.
IA IB IC A B C UA UB UC Bild 3.12 Drehstromleitung.



dabei sind:
UA ; UB und UC die Spannungen der Phasen A, B und C gegen Erde;
IA ; IB und IC die Leiterströme in der Phasen A, B und C;
Z0A ; Z0B und Z0C Selbstimpedanzen der Phasen A, B und C;
Z0AB = Z0BA ; Z0BC = Z0CB und Z0CA = Z0AC Kopellimpedanzen zwischen der Phasen A B, BC und CA;
Y0A ; Y0B und Y0C Selbstadmitanzen der Phasen A, B und C;
Y0AB = Y0BA ; Y0BC = Y0CB und Y0CA = Y0AC Kopelladmitanzen zwischen der Phasen A B, BC und CA.
A B C A B C l/6 l/3 l/3 l/6 l Bild 3.13 Verdrillungsplan länger
Leitungen.

Längere
Leitungen werden verdrillt (Positionswechsel der Leiter an Verdrillmasten) Bild 3.13 um Symmetrie gegen Mast, Erdseil und Erdboden zu
erreichen.
Für eine symmetrisierte Leitung kann man die Gleichungen (3.13) auf folgende Form schreiben


In der Gleichungen (3.14) kann man die Sebstimpedanzen, Koppelimpedanzen, Selbstadmitanzen und Koppeladmitanzen auf folgende Forme schreiben

Durch Differenzieren ergibt sich aus der Gleichungen (3.14)

Die Lösung der matrizielen Gleichung (3.16) ist nicht zu bekommen, weil jede Unbekannte von allen anderen Unbekannten abhängt.
Man benutzt eine Transformation in „symmetrischen Komponenten”, bei der induktive und kapazitive Kopplung zwischen der Phasen nicht mehr eintritt (die Impedanz-und Admitanzmatrizen werden nur diagonalen Elementen haben).
3.3 Symmetrische Komponenten
Die Spannungen und die Strömen in der symmetrischen Komponenntenebene (+, und Null) können auf folgende Form rechnen

Symmetrierungsmatrix (Transformationsmatrix)
![]()

mit
![]()
Die Spannungen und die Ströme in der reellen Ebene kann auf folgende Form rechnen

Für die Entsymmetrierungsmatrix ![]()

Natürlich
![]()
Durch Einsetzen der Transformation (3.20) in (3.14) ergibt sich

oder

Durch Multiplication der Matrizen bekommt man

Üblich nennt man Z0 = Z0 + 2 Z0K als Nullimpedanz; Z+ = Z = Z0 Z0K als positive Impedanz (gleich mit der negativen Impedanz für elektrischen Leitungen).
Die Impedanzen Z0 , Z+ und Z lassen sich messtechnisch ermitteln mit den in Bild 3.14 angegebenen Schaltung.
Für die Ermittlung der Nullimpedanz
speist man die Drehstromleitung mit dieselber Spannung ein, schliesst man Enden
der Leiter kurz und verbindet man zur Erde. Man misst den
Für die Ermittlung der positiven Impedanz speist man
die Drehstromleitung mit symmetrischen positiven Spannungen und schliesst man
Enden der Leiter kurz. Man misst den
Für die Ermittlung der negativen Impedanz speist man
die Drehstromleitung mit symmetrischen negativen Spannungen und schliesst man
Enden der Leiter kurz. Man misst den
Wenn die symmetrische Grössen bekannt sind, kann man die Leitung in symmetrischen Komponenten durch die drei einpoligen Ersatzschlatungen im Null , positive und negative Systeme darstellen (Bild 3.15).
G 1~ A B C U 0
= UA I 0
= IA a) Erde UA UB UC UA
= UB = UC 3 I 0 3 I 0 G 3~ A B C U +
= UA I +
= IA b) Erde UA UB
= a2 UA UC
= a UA

Bei symmetrischen Speisung (E0 = E = 0) aus Drehstromgeneratoren, symmetrisch
aufgebauten Betriebsmitteln und symmetrischer Belastung des Drehstromnetzes,
die man in normalen, ungestörten Betrieb, sowie bei dreipoligen symmetrieschen
Fehler vorausgesetzt kann, reicht es aus, das Drehstromnetz durch die einpolige
Ersatzschaltung in der positiven System nachzubilden. Man benötigt Null- und
negativen Systeme bei die Berechnung der unsymmetrischen Belastung des Netzes
oder der unsymmetrischen Fehler.
IA IB IC A B C UA UB UC Z0 I 0 Nullsystem U 0
=
Z0 I 0 Z+ I + Positives System U +
= E
Z+ I + E Z I Negatives System U
=
Z I Bild 3.15
Darstellung einer Drehstromleitung in symmetrischen Komponenten. G 3~ A B C U
= UA I
= IA c) Erde UA UC
= a2 UA UB
=a UA Bild 3.14
Messtechnische Ermittlung der symmetrischen Grossen: a)
Nullimpedanz; b) Positive Impedanz; c) Negative Impedanz.

Für
die einpolige Ersatzschaltung der Leiter im positiven System werden
Impedanzbelag ![]()
![]()

In den Gleichungen (3.25) wird nicht mehr (+) geschrieben aber soll wissen dass die positive Komponenten benutzt sind.
Für den mittleren geometrischen Abstand D, bei einer Drehstromleitung, gilt es (Bild 3.15)
DAB DCA A B C Erdseil DBC Bild 3.16
Geometrischer Abstand der Stromleiter.

![]()
Für das positiven System kann man Wellenwiderstand ZW und naturliche Leistung Pnat rechnen

Bei einer verlustlose Leitung (R0 = 0 und G0 = 0) ergibt sich der Wellenwiderstand aus folgende Gleichung
![]()
Als Beispiel, für eine 400 kV-Leitung mit Viererbündel (4 240/40 mm2, re = 0,1774 m ; DCA = 8,25 m, DAB = DBC = 14,5m) ergibt sich
![]()



3.4 Leitungsgleichungen
Für einpolige Ersatzschaltung im positiven System kann man die Gleichungen (3.12) benutzen. Durch Differentiation ergibt sich

Die Lösung der ersten Differentialgleichung (3.29) ist bekannt
![]()
worin A und B sind Konstanten, die aus Randbedingungen auswerten kann, und
![]()
Aus der ersten Gleichung (3.12) und der Gleichung (3.30) ergibt sich
![]()
Man nennt Z0/g als Wellenwiderstand ZW
![]()
Die Gleichungen (3.30) und (3.32) können auf folgende Form geschrieben werden

Man nimmt man an, dass die Grösse am Ende der Leitung UE und IE bekannt sind. Aus der Gleichungen (3.34) ergibt sich

mit l die Leitungslänge.
Konstanten A und B können aus der Gleichungen (3.35) ausgewertet werden

Aus der Gleichungen (3.34) ergibt sich

Die Grösse am Anfang der Leitung UA und IA kann man für x = 0 aus den Gleichungen (3.37) rechnen

Für eine verlustlose Leitung (R0 = 0 und G0 = 0; Z0 = jw L und Y0 = jw C ) ergibt sich

mit
![]()
În der Gleichung (3.40)
![]()
ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit (Wellengeschwindigkeit) auf eine elektrische Leitung.
Produkt fl b l nennt man Leitungswinkel.
Für eine verlustlose Leitung kann man die Gleichungen (3.38) auf folgende Form screiben

und auch

3.4 Bemessung des Leiterquerschnittes
KV iK A Aw Bild 3.17
Wirtschaftlicher Leitungsquerschnitt. KV iK TK =
iK + KV
Für die Bemessung des Leiterquerschnittes A benutzt man meistens wirtschaftliches
Kriterium. Grosse Leiterquerschnitte setzen die Verluste ab, bedingen aber hohe
Leitungskosten (Bild 3.17). Die Investitionskosten steigen mit steigendem
Querschittt A, während die
Verlustkosten KV mit
steigendem Querschittt abnehmen. Es wird somit bei vorgegebener
Übertragungsleistung einen wirtschaftlichen Querschitt Aw und eine wirtschaftliche Stromdichte Jw geben, bei der die
jährliche Kosten ein Minimum annehmen. Man rechnen heute, für Al/St Seile, mit
etwa Jw 0,6 A/mm2 .
Die Verlustkostenen KV [€/Jahr] und auf das Jahr bezogene Investitionskosten iK [€/Jahr] der Leitung, für eine bestimmte zu übertragende Leistung sollen einen wirtschaftlichen Querschnitt Aw bestimmen. Oder, für eine vorhandene Leitung gibt es eine wirtschaftlice Übertragungsleistung.
Muss man während der Abschreibungsdauer der Leitung (35 Jahre) pro Jahr z.B. a = 12% Investitionskosten für Zinsen (Abschreibung oder Amortiesierung) und Wartung bezahlen, so ergibt sich järliche Kosten
iK a IK (3.44)
mit Ik Investitionskosten der Leitung.
Die Investitionskosten für den Bau einer Freileitung kann man abhängig von der Spannung und dem Querschnitt abschätzen.
Die Verlustkosten KV kann man aus folgende Gleichung rechnen

În der Gleichung (3.45) ist R0 Wirkwiderstandsbelag der Drehstromleitung, l die Leitungslänge, I der Strom (Zeitabhängig), ksp spezifische Verlustkosten (ungefähr 60 €/MWh), dt Zeitelement.
Für eine bestimmte Querschnittsfläche A der Leitung kann man die Wirtschaftliche Leistung Sw rechnen
![]()
mit
Wichtigste Grössen einer 110 kV – und 400 kV Leitungen sind in der Tabelle 3.1 dargestellt.
Tabelle 3.1
110 kV – und 400 kV Leitungen
|
Bemessungspannung der Leitung |
kV | |||
|
Seilbelegung |
mm2 | |||
|
Bundelleiterersatzradius re |
m | |||
|
Mittlerer geometrischer Leiterabstand D |
m | |||
|
Wirkwiderstandsbelag R0 |
W/km | |||
|
Kapazitätsbelag C0 |
nF/km | |||
|
Induktivitätsbelag L0 |
mH/km | |||
|
Wellenwiderstand ZW |
W | |||
|
Ausbreitungsgeschwindigkeit v |
km/s | |||
|
Natürliche Leistung Pnat |
MW | |||
|
Wirtschaftliche Leistung |
MVA | |||
|
Maste aus Stahl |
t/km | |||
|
Leiterseile Al/St |
t/km |
Als Beispiel, wird eine 400 kV Leitung angenommen, die wirtschaftliche Leistung übertragen soll (S = 399 MVA). Für eine Leitung mit der Länge von 100 km ergeben sich folgende Verluste
![]()
Man kann den Wirkungsgrad der Leitung rechnen (es wird angenommen dass der Leistungsfaktor der Übertragung l
![]()
Die Verlustkosten der Übertragung in einem Jahr sind
![]()
10 20 30 40 50 70 100 200 300 500 l [km] Bild 3.18
Mögliche Grösse für 110 kV- und 400 kV
Leitungen. S [MVA]; P [MW] 1000 500 400 300 200 100 50 40 30 20 10 Pnat Sübl J = 0,5 A/mm2 I = 650 A 110 kV Al/St 240/40 J = 0,5 A/mm2 I = 2000 A 400 kV Al/St 4 240/40 Pnat
Sübl

Bild
3.18 zeigt die mögliche Grosse bei 110 kV – und 400 kV Leitungen. Es werden die natürliche Leistung und übliche
Scheinleistungen eingezeigt. Als obere Grenze für den Leiterstrom (auch für
Bundelleiter) wird etwa 2000 A nicht überschreiten, um aufwendige
Hochstromkonstruktionen auch in den Schaltanlagen zu vermeiden.
Die Bemessungsspannung einer Freileitung in kV soll möglichst grösser sein als Transportentfernung l in km, anderfalls werden Wirkungrad der Übertragung und die Spannungshaltung zu schlecht.
Der Leitungswinkel fl soll einen Grenzwert von 0,45 rad nicht überschreiten, anderfalls die Spannungshaltung im Betrieb und die Stabilität bei Störungen kann erschwert sein.
Die Übertragungskosten sollen nicht mehr als 1% der Erzeugungskosten der Leitung sein.
Um die Zuverlässigkeit der Versorgung möglichst hoch zu halten, wendet man nach (n + 1) Kriterim. Bei Ausfall eines Stromkreises, darf die n verbleibende belastende Stromkreise die Versorgung nicht unterbrechen.
|